Gleichberechtigung?

Heute war ich (Vater) mit meiner 13 Monate alten Tocher im Berliner ÖPNV unterwegs, als es verdächtig aus der Windel zu riechen begann. Kein Problem, dachte ich, bin gleich am glitzernden neuen Hauptbahnhof, da gibt es eine Wickelgelegenheit. Gab es auch, aber wie sich herausstellte nur auf der Damentoilette. Also stellte ich mich in der Frauenschlange an. Dumme Kommentare gab es keine, nur dumme Blicke. Nach kurzer Zeit hat der Toilettenoberaufseher mich durchgewunken (80 Cent gespart) und ich konnte den neben dem Waschbecken installierten herunterklappbaren Mütterwickeltisch benutzen.

Berliner Hauptbahnhof im April 2006
Berliner Hauptbahnhof im April 2006

Der hypermoderne Berliner Zentralbahnhof, architektonisch und infrastrukturell wegweisend für das 21. Jahrhundert — Wickelgelegenheit nur auf den Frauentoiletten. Was sagt uns das? Vielleicht sollte ich meinen Studentinnen empfehlen, nach ihrem Bachelor-Abschluss gleich einen Babypflege- und Kochkurs dranzuhängen.

Hinterher kaufte ich noch bei Rossmann einen „Tropf-Stopp-Becher“. Zuhause las ich in der beiliegenden Anleitung den Satz: „Entwickelt um das Trinken für Mutter und Kind einfacher zu gestalten.“ Morgen werde ich den Becher zu Rossmann zurückbringen und fragen, ob es auch einen für Väter gibt.

Ein Kommentar zu „Gleichberechtigung?

  1. Endlich macht jemand auf diese diskriminierenden Mißstände aufmerksam. Danke dafür! Väter, die ihre Kinder nicht nur aus Erzählungen der Mutter kennen, sondern den Alltag mit ihnen teilen, hat die Gesellschaft/Wirtschaft irgendwie noch nicht auf dem Schirm. Und das im 21. Jahrhundert…

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